Muss die Mehrzahl der in der Finanzbranche genutzten Kernbankensysteme – trotz aktueller Ansätze zur Integration von Künstlicher Intelligenz – als nicht modernisierbare Legacy IT gelten?
Diesen Schluss lässt ein Gastbeitrag von Frank Schwab für „Der Bank Blog“ zu. Der Autor kritisiert den aus seiner Sicht falschen Ansatz vieler Anbieter, KI lediglich in bestehende, oftmals monolithische Architekturen „einzubetten“. Er zieht Parallelen zu den frühen Tagen von Internet- und Mobile-Banking, in denen bestehende Anwendungen lediglich angepasst, aber nicht technologie-nativ neu entwickelt wurden – mit entsprechend begrenztem Innovationspotenzial.
Schwab, der Mitglied in Aufsichtsräten und Boards mehrerer Finanzinstitute und Mitbegründer des Frankfurter FinTech Forums ist, plädiert für eine neue Generation von KI-nativen Kernbankensystemen, die von Grund auf um künstliche Intelligenz herum konzipiert werden. Nur solche Systeme könnten das volle Potenzial von Echtzeit-Datenverarbeitung, prädiktiven Analysen, Hyper-Personalisierung und Automatisierung ausschöpfen. Ein zentrales Merkmal sei zudem der Einsatz von KI im Migrationsprozess selbst: KI-gestützte Werkzeuge könnten Daten automatisch zuordnen, Inkonsistenzen identifizieren und beheben sowie Zeit, Risiken und Kosten bei der Ablösung von Altsystemen erheblich reduzieren.
Diese doppelte KI-Strategie – im Kernprodukt und in der Migration – sieht Schwab als künftigen Wettbewerbsvorteil. Banken müssten daher entscheiden, ob sie auf das Erscheinen ausgereifter KI-nativer Anbieter warten oder selbst in den Aufbau eines „KI-first“-Core Banking Systems (CBS) investieren.