Die Diskussion rund um den Mainframe ist so alt wie das System selbst. Schon vor über 30 Jahren wurde sein baldiges Ende prophezeit – und doch ist er heute leistungsfähiger und moderner denn je. In einem Interview verdeutlicht Wolfram Greis, Mitgründer der European Mainframe Academy, dass Großrechner kein Relikt der Vergangenheit sind, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil moderner IT-Architekturen.
Greis, der im von IBM weltweit organisierten Mainframe Skill Council engagiert ist, macht klar, dass ein pauschales „Weg vom Mainframe“ keine tragfähige Strategie ist. Rechenzentren brauchen Stabilität, Sicherheit, Performanz – und genau das biete die Mainframe-Plattform. Besonders in Branchen wie dem Bankensektor, wo täglich Millionen Transaktionen verarbeitet werden, komme es auf absolute Verlässlichkeit an. Hier sei der Mainframe nicht nur konkurrenzfähig, sondern führend.
Statt auf vollständige Ablösung zu setzen, plädiert Greis für eine gezielte Modernisierung. Viele Anwendungen, die in COBOL geschrieben wurden, könnten durch neue Compiler, Integration in DevOps-Toolchains oder gezielte Migration in moderne Architekturen (z. B. Java, Microservices) deutlich effizienter betrieben werden – ohne den sicheren Unterbau des Mainframes aufzugeben. Neue IBM-Systeme wie die z16 mit Telum-Prozessoren würden sogar KI-Funktionalitäten direkt auf die Plattform bringen – etwa zur Echtzeit-Erkennung von Betrug bei Kreditkartentransaktionen.
Auch das Thema Cloud betrachtet der Experte differenziert: Für viele Workloads ist die Cloud sinnvoll, doch bei kritischen Systemen sind Public-Cloud-Angebote oft keine Alternative. Eine hybride Architektur – mit Mainframe für das Kerngeschäft und Cloud für periphere Anwendungen – sei daher der pragmatische Weg in die Zukunft. Sie kombiniere das Beste aus beiden Welten: Sicherheit und Stabilität auf der einen, Skalierbarkeit und Flexibilität auf der anderen Seite.