In einem Gastbeitrag für „netzwoche.ch“ beleuchtet Peter Ronchetti, General Manager Switzerland/Austria Public Sector bei AWS, die Herausforderungen der Schweizer Behörden beim Spagat zwischen Altsystemen und modernen Technologien wie Cloud und KI. Auch wenn der Beitrag auf die Schweiz fokussiert, sind die beschriebenen Probleme in ähnlicher Form in Deutschland anzutreffen.
Viele Verwaltungen kämpfen damit, ihre bestehenden, oft jahrzehntealten Legacy-Systeme zu modernisieren und gleichzeitig Innovationen umzusetzen. Statt technologischem Selbstzweck steht dabei die Frage im Vordergrund: Welche Lösungen sind tatsächlich bedarfsorientiert und effizient? Gerade im Kostenvergleich zeigt sich, dass Innovation zwar Investitionen erfordert, aber langfristig oft geringere Wartungskosten als veraltete Systeme verursacht.
Ein weiterer Aspekt betrifft die Vergabeprozesse: In der Schweiz wie in Deutschland werden Start-ups und GovTechs durch starre Vergaberegeln oft benachteiligt, während etablierte Großanbieter dominieren. Zudem erschweren föderale Strukturen eine schnelle, einheitliche Modernisierung. Das deutsche Onlinezugangsgesetz (OZG) oder das EU-Programm „Single Digital Gateway“ zeigen hier ähnliche Koordinations- und Datenschutzherausforderungen wie in der Schweiz.
Der Beitrag empfiehlt einen strategischen Wandel: Legacy-Systeme dürfen nicht einfach abgeschafft werden, sondern müssen Schritt für Schritt modernisiert werden. Gleichzeitig braucht es Governance, eine bedarfsgetriebene Technologieauswahl, eine Lebenszyklus-Kostenrechnung, eine erleichterte Einbindung von GovTechs und eine stärkere föderale Koordination. Nur so kann eine digitale Verwaltung entstehen, die sowohl die Stabilität von Legacy-IT als auch die Innovationskraft neuer Technologien vereint.