Morgan Stanley modernisiert COBOL-Code mit eigener KI

Morgan Stanley hat mit DevGen.AI ein internes KI-Tool entwickelt, um veralteten Code, insbesondere in Sprachen wie COBOL, effizient zu modernisieren.

Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, nutzt die US-Großbank ein Modell, das auf OpenAI-Technologie basiert, um alten Code in englische Spezifikationen zu übersetzen und so die Neucodierung in modernen Sprachen zu erleichtern. Seit Januar 2025 seien damit bereits neun Millionen Codezeilen analysiert und rund 280.000 Entwicklerstunden eingespart worden.

Mike Pizzi, Global Head of Technology & Operations bei Morgan Stanley, erklärt, dass kommerzielle Lösungen nicht ausgereicht hätten, um die firmenspezifischen Anforderungen zu erfüllen, weshalb die eigene KI speziell auf proprietäre und seltene Programmiersprachen zugeschnitten worden sei. Die handelsüblichen Tools könnten sich zwar noch weiterentwickeln und diese Funktionen bieten, „aber wir haben die Chance erkannt, frühzeitig einen Vorsprung zu erzielen“.

Morgan Stanley sei es gelungen, das Tool auf der eigenen Codebasis zu trainieren, einschließlich Sprachen, die nicht mehr oder nie weit verbreitet waren. Jetzt könnten die rund 15.000 Entwickler des Finanzinstituts weltweit das Tool für eine Reihe von Aufgaben nutzen, darunter die Übersetzung von Legacy-Code in einfache Spezifikationen, die Isolierung von Abschnitten des bestehenden Codes für regulatorische Anfragen und andere Anforderungen und sogar die vollständige Übersetzung kleinerer Abschnitte des Legacy-Codes in modernen Code.

COBOL zu Unrecht mit „schlechtem Ruf“

In Zusammenhang mit den Aussagen Pizzis kommt ein Meinungsbeitrag von „eFinancialCareers“ zu dem Schluss, dass COBOL zu Unrecht einen „schlechten Ruf“ hat. Wenn Leute sich über „COBOL-Systeme“ beschweren, meinten sie in der Regel nur, dass das Legacy-System sehr alt ist. „Da es alt ist, ist es nicht für moderne Hardware optimiert und verfügt in der Regel über viele Zusatzfunktionen, um die Anbindung an Webserver, APIs und Ähnliches zu ermöglichen“, heißt es. Viele Probleme mit COBOL-Code seien jedoch durch Hilfsbibliotheken bzw. Zusatzprogramme entstanden, die vor Jahrzehnten von Mitarbeitern geschrieben wurden, um spezielle Aufgaben zu lösen. Diese Mitarbeiter arbeiten längst nicht mehr bei der Bank, so die Feststellung, und ihre Programme sind meist schlecht oder gar nicht dokumentiert.