In einem Beitrag des „flow“-Magazins der Deutschen Bank wird die Frage aufgeworfen, wie die Wertpapierabwicklung der Zukunft gelingen kann, wenn sie auf alten Systemen beruht.
Anlass ist das diesjährige Network Forum Annual Meeting 2025 in Madrid, bei dem insbesondere die Spannungsfelder zwischen regulatorischen Anforderungen, Marktdynamik und technischer Infrastruktur im Fokus standen.
Mehrere Diskussionsteilnehmer machten deutlich, dass Legacy-Systeme in vielen Banken weiterhin ein zentrales Hindernis für die Modernisierung der Nachhandelsprozesse darstellen. Es sei zwar ein breiter Konsens erkennbar, dass Standardisierung und Harmonisierung über Ländergrenzen hinweg nötig seien – beispielsweise mit Blick auf Initiativen wie T+1 oder den TARGET2-Securities (T2S) Consolidation-Prozess –, jedoch werde der tatsächliche Fortschritt durch veraltete IT-Architekturen erheblich gebremst.
So wurde laut dem Beitrag argumentiert, dass viele Banken in den letzten zehn Jahren zwar regulatorisch nachgerüstet, aber ihre Kernsysteme kaum modernisiert hätten. Stattdessen sei oft eine Vielzahl von Zwischenlösungen und Workarounds entstanden, die nicht nur ineffizient seien, sondern auch neue Risiken mit sich brächten. Der Beitrag zitiert Stimmen aus dem Forum, wonach dieser Zustand in einigen Häusern zu technischer Komplexität und Intransparenz geführt habe – ein Problem, das insbesondere im grenzüberschreitenden Wertpapiergeschäft spürbar werde.
Einige Teilnehmer vertraten die Ansicht, dass Banken nicht nur ihre Systeme, sondern auch ihre Organisationsstrukturen überdenken müssten, um echte Fortschritte zu erzielen. Der technologische Rückstand vieler Institute sei nicht allein ein IT-Thema, sondern auch ein kulturelles und strategisches Problem, das durch fehlende Investitionen und Silo-Denken begünstigt werde.
Das Fazit der Diskussion laut „flow“: Die Zukunft der Wertpapierabwicklung erfordert ein entschiedenes Vorgehen gegen bestehende Legacy-Strukturen – sowohl auf technologischer als auch auf organisatorischer Ebene. Nur so ließen sich die notwendigen Effizienzgewinne und Resilienzsteigerungen im Post-Trade-Bereich realisieren.
Hinweis: Einen vertiefenden Einblick zur Einführung von T+1 in Europa und den Handlungsbedarf für Finanzinstitute bietet ein Beitrag von DPS unter dem Titel „Der Countdown zu T+1 in Europa läuft“.