In einem Beitrag auf IT-daily.net stellt Autor Ulrich Parthier die Frage, ob der Mainframe wirklich ein Nachteil sei – oder ob er nicht vielmehr durch mutige Weiterentwicklung in die nächste Evolutionsstufe geführt werden könne. Grundlage seiner Argumentation ist der aktuelle „State of Mainframe Modernization Report“ von Kyndryl, der zeigt, dass Unternehmen weltweit ihre Mainframes zunehmend modernisieren und strategisch neu positionieren.
Besonders hervorgehoben werde darin der Regulierungsfaktor, der für die Finanzbranche in Deutschland von zentraler Bedeutung ist. Laut der Erhebung geben 94 Prozent der Unternehmen an, dass gesetzliche Vorgaben ihre Modernisierungsentscheidungen stark beeinflussen. In der Praxis heiße das: Spezifische Anforderungen wie MaRisk oder BAIT schreiben hohe Standards für Sicherheit, Stabilität und Dokumentation vor. Auch die DSGVO mit ihren strengen Regeln zur Datenverarbeitung zwingt Banken und Versicherer zu besonderen Vorkehrungen. Diese Rahmenbedingungen führten häufig dazu, dass bestimmte Workloads aus Compliance-Gründen bewusst auf dem als besonders sicher geltenden Mainframe verbleiben. Ein Drittel der Befragten nennt explizit Sicherheitsgründe für diesen Ansatz. Zugleich beschleunigen regulatorische Anforderungen die Zeitpläne, fördern eine engere Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg und verankern Compliance systematisch schon in der Planungsphase.
Darüber hinaus verweist der Beitrag auf sechs zentrale Strategien, die Unternehmen beim Modernisierungspfad unterstützen: Anwendungsmodernisierung durch schrittweise Anpassung bestehender Software, API-Integration zur Verbindung mit modernen Plattformen, Cloud-Anbindung in Form hybrider Architekturen, Automatisierung mit KI-gestützten Tools, eine moderne Sicherheitsarchitektur und schließlich gezieltes Skill-Management, um Fachwissen zu sichern und Nachwuchs zu gewinnen.
Parthier kommt zu dem Schluss, dass nicht der Mainframe selbst ein Hindernis darstellt, sondern die fehlende Bereitschaft, ihn aktiv weiterzuentwickeln. Für Banken und Versicherungen in Deutschland könne genau hierin eine Chance liegen: Wer den Mainframe regulatorisch abgesichert modernisiert und mutig transformiert, mache aus einem vermeintlichen Ballast einen Wettbewerbsvorteil – und könne die viel diskutierte „Mainframe-Lastigkeit“ am Ende sogar in einen Standortvorteil verwandeln.