Dino Legacy Lessons von Uwe Graf

VSEn im Finanzsektor – Warum eine Plattform mit Geschichte heute strategischer ist als je zuvor

Viele Technologien verschwinden irgendwann lautlos aus dem Markt. Manche halten sich erstaunlich lange. Und dann gibt es Systeme wie VSE, die seit den frühen Tagen der Rechenzentren einen festen Platz in der IT von Finanzunternehmen haben.

Was als DOS 360 in den sechziger Jahren begann und damals nur als Übergang gedacht war, hat sich zu einer der stabilsten Plattformen im Mainframe Umfeld entwickelt. Die Reise führte über DOS/VSE, VSE/ESA und z/VSE bis hin zu VSEn, das heute von 21st Century Software weitergeführt wird. Entscheider und CIOs, die nach nachhaltigen und kosteneffizienten Lösungen für ihre Kernsysteme suchen, sollten genau hinsehen.

Denn VSEn ist nicht nur ein Stück IT Geschichte, sondern auch ein Werkzeug, das sich beeindruckend gut an moderne Anforderungen anpassen lässt.

Das aktuelle Release zeigt, wohin sich die Plattform bewegt

Mit der Version VSEn 6.4 hat 21st Century Software im Jahr 2025 ein Release geliefert, das einige entscheidende Akzente setzt. Die Plattform ist für die aktuellen IBM Z Systeme optimiert und bringt Verbesserungen in den Bereichen Performance, Sicherheit und Effizienz.

Die eigentliche Stärke dieser neuen Generation liegt jedoch nicht in der reinen Rechenleistung. Sie liegt in der Fähigkeit, sich in moderne IT-Landschaften einzufügen. Unternehmen, die im Finanzsektor tätig sind, müssen heute stabile Kernprozesse bereitstellen und gleichzeitig digitale Initiativen unterstützen. Genau hier bietet VSEn eine interessante Kombination aus Verlässlichkeit und Modernisierbarkeit.

Die Architektur von VSEn 6.4 erleichtert Upgrades, verbessert das Kapazitätsreporting und erhöht die Betriebssicherheit. Gleichzeitig ermöglicht die Plattform ein Einbinden in zeitgemäße Umgebungen, ohne die Grundstabilität zu gefährden. Für Banken und Versicherer, deren regulatorische Anforderungen hoch sind und deren Betriebsrisiko gering bleiben muss, ist genau dieser Aspekt von besonderer Bedeutung.

Integration statt Ablösung: Eine Strategie, die Risiken reduziert

Viele Finanzinstitute stehen heute vor einer zentralen Frage. Modernisieren wir vollständig oder integrieren wir zunächst und migrieren später. VSEn unterstützt eindeutig den zweiten Weg.

Die Plattform bietet eine Vielzahl von Funktionen, die dafür sorgen, dass bestehende Anwendungen nicht angefasst werden müssen, während neue Technologien angebunden werden können. Dies gelingt durch moderne Schnittstellen, die Geschäftsfunktionen aus VSEn über Standardprotokolle nutzbar machen. Bestehende Prozesse bleiben unverändert und gleichzeitig entstehen Möglichkeiten, sie in Cloud Lösungen, Plattform Strategien oder digitale Services einzubetten.

Hier zeigt sich ein Punkt, den viele Entscheider unterschätzen. VSEn ist keine alte Insel, die man irgendwann verlassen muss. Es ist ein System, das durch Integration wieder Anschluss an die Gegenwart gewinnt.

Besonders wertvoll für den Finanzsektor ist die Möglichkeit, Datenformate zu transformieren, Ereignisse in Echtzeit an Systeme wie Kafka zu übergeben oder Messaging Strukturen wie IBM MQ zu nutzen. Gleichzeitig sind Protokollierung, Überwachung und Nachvollziehbarkeit auf einer Ebene integriert, die für Audits und Compliance relevant ist.

Moderne Architektur ohne Risiken für den Kernbetrieb

CIOs und IT-Verantwortliche wissen, dass Modernisierung nicht gleichbedeutend ist mit Neuaufbau. Banken und Versicherer arbeiten häufig mit Kernsystemen, die über Jahrzehnte gewachsen sind und heute zuverlässig arbeiten.

VSEn verfolgt bei Compiler und Laufzeitumgebung eine bewusst konservative Linie. COBOL for VSEn und PL I for VSEn setzen auf Stabilität und Kompatibilität. Damit bleibt das Risiko unerwarteter Seiteneffekte gering. Für hochregulierte Umgebungen ist dieser Ansatz sinnvoll, da die Anwendungen oft zertifiziert, auditiert und stark optimiert sind.

Gleichzeitig gibt es Marktimpulse, die den Entwicklungspfad erweitern. Anbieter wie CSI bringen neue Compiler in den Markt, die VSEn ergänzen. Die Plattform steht daher nicht still, sondern entwickelt sich in einem gesunden Gleichgewicht aus Beständigkeit und behutsamen Innovationen weiter.

Ein strategischer Blick auf Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit

Für Finanzdienstleister ergeben sich aus der aktuellen Entwicklung von VSEn mehrere strategische Vorteile. Die Plattform schützt bestehende Investitionen, bietet einen niedrigen Gesamtbetriebskostenansatz und unterstützt gleichzeitig moderne Architekturen.

Durch die Stabilität der Laufzeitumgebung und die Möglichkeit, sie in hybride Modelle zu integrieren, lässt sich VSEn sehr gut als Teil einer langfristigen Modernisierungsstrategie positionieren. Funktionen wie aktualisierte Kryptokomponenten, verbesserte Copy Mechanismen und Auditmöglichkeiten erfüllen die hohen Anforderungen der Finanzaufsicht.

Die Kombination aus bewährter Businesslogik, leistungsfähigen Schnittstellen und einem klaren Fokus auf Sicherheit macht VSEn zu einem System, das nicht ersetzt werden muss, sondern aktiv weiter genutzt werden kann. Für CIOs, die Orientierung zwischen Regulatorik, Kostenoptimierung und Innovationsdruck suchen, bietet VSEn eine erstaunlich stabile und gleichzeitig flexible Antwort.

Ein System mit Vergangenheit und eine Plattform mit Zukunft

VSEn ist kein Auslaufmodell. Die Plattform hat sich über Jahrzehnte angepasst und zeigt gerade jetzt, dass sie mehr ist als ein reiner Betriebskostenfaktor. Sie ist ein Bestandteil moderner IT-Landschaften, der durch Integration, Stabilität und Sicherheit überzeugt. Finanzunternehmen profitieren von einer Kombination aus Verlässlichkeit und Erweiterbarkeit, die in dieser Form selten geworden ist. VSEn ist damit ein gutes Beispiel dafür, wie sich traditionelle Systeme weiterentwickeln können, ohne ihren Kern zu verlieren.

Entscheider, die die Modernisierung ihrer IT-Landschaft planen, sollten VSEn daher nicht als Überbleibsel früherer Zeiten betrachten. Es ist ein zuverlässiger, wirtschaftlicher und zukunftsfähiger Baustein einer modernen Finanz IT. Wenn eine Plattform über sechzig Jahre lang überlebt und sich trotzdem weiterentwickelt, dann tut sie dies aus einem einfachen Grund. Sie erfüllt eine Aufgabe, die im Kern unverändert wichtig bleibt. Genau deshalb lohnt es sich, VSEn auch in Zukunft strategisch mitzudenken.

 

Über den Autor: Uwe Graf ist Lead Modernization Architect bei der EasiRun Europa GmbH und gilt auf LinkedIn als eine der profiliertesten Stimmen in Sachen Mainframe-Modernisierung. Seine Beiträge sind fachlich präzise, pointiert – und unverkennbar durch den kleinen Dino, der als Symbol für den Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation steht. Für sein Engagement in der Mainframe-Community wurde er 2025 sowohl als IBM Champion als auch als „Influential Mainframer“ von planetmainframe.com ausgezeichnet