Die aktuelle Lünendonk-Studie „IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI“ verdeutlicht, dass Unternehmen ihre gewachsenen IT-Landschaften zunehmend als strategische Herausforderung begreifen. Laut Studie erfüllen 62 Prozent der geschäftskritischen Anwendungen die heutigen Anforderungen nicht mehr ausreichend. Noch größer ist der Modernisierungsbedarf bei nicht-kritischen Anwendungen – hier sehen 84 Prozent der Befragten Handlungsbedarf in den kommenden fünf Jahren.
Wie Tobias Ganowski, Consultant bei Lünendonk & Hossenfelder, in einem begleitenden Beitrag für die „Computerwoche“ erläutert, liegt das Problem nicht allein in überalterter Technik. Auch Anwendungen, die erst fünf bis zehn Jahre alt sind, gelten heute vielfach als modernisierungsbedürftig – ein Hinweis auf die beschleunigten Innovationszyklen in der IT. Die Vorstellung, Cloud-Anwendungen seien automatisch zukunftsfähig, greife zu kurz, so Ganowski.
Als Haupttreiber der IT-Modernisierung identifiziert die Studie Sicherheits- und Regulierungsanforderungen: 97 Prozent der befragten Unternehmen nennen diese als ausschlaggebend. Zudem droht durch den demografischen Wandel ein substanzieller Wissensverlust über Altanwendungen, da systemkritisches Know-how oft unzureichend dokumentiert ist.
Beim Vorgehen setzen die Unternehmen überwiegend auf evolutionäre Ansätze: Replatforming, Repurchasing und punktuelle Refactorings dominieren gegenüber vollständigen Neuentwicklungen. Nur 47 Prozent der Befragten verfolgen einen Rebuild-Ansatz für geschäftskritische Anwendungen. Hintergrund sind laut Studie hohe Kosten, Sicherheitsbedenken und fehlende Ressourcen – aber auch der Wunsch, bestehende Kernsysteme nicht unnötig zu destabilisieren.
Gleichzeitig gewinnt die Cloud weiter an Bedeutung: Bis 2028 soll der Anteil cloudbasierter Anwendungen auf 91 Prozent steigen, häufig in Form hybrider Modelle. Private-Cloud-Lösungen bleiben relevant, ebenso wie souveräne Alternativen – nicht zuletzt vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten und wachsender Anforderungen an digitale Souveränität.
Auch der Einsatz Künstlicher Intelligenz spielt in den Modernisierungsstrategien eine zunehmende Rolle. Erwartet werden insbesondere Vorteile bei der Code-Analyse, der Dokumentation von Legacy-Systemen und dem Wissensmanagement. In der Praxis jedoch werde KI bislang nur punktuell eingesetzt, so Ganowski – vor allem mangels Erfahrung und fehlender Investitionen.
Die Erhebung von Lünendonk macht deutlich: IT-Modernisierung ist kein einmaliges Projekt, sondern ein dauerhafter, strategisch zu steuernder Prozess. Der Erfolg hängt nicht nur von technologischen Entscheidungen ab, sondern auch von einer abgestimmten Zusammenarbeit zwischen IT, Fachbereichen und Management – sowie von realistischen Zielbildern, die technologische, organisatorische und kulturelle Aspekte miteinander verbinden.