Payment-Experten warnen in einem Gastbeitrag für das IT-Finanzmagazin, dass die Einführung von ISO 20022 für Banken weit mehr sei als ein technisches Übersetzungsprojekt.
Viele Institute setzten aktuell auf Konverterlösungen, die alte Formate lediglich in den neuen Standard überführen. Damit wird nach Ansicht der Fachleute jedoch nur ein kurzfristiger Zweck erfüllt, während die eigentlichen Herausforderungen der IT-Landschaft ungelöst blieben. Legacy-Anwendungen, die in vielen Banken seit Jahrzehnten im Einsatz sind, seien architektonisch auf klassische Batch-Verarbeitung ausgelegt und böten weder Echtzeitfähigkeit noch die notwendige Flexibilität für moderne Geschäftsmodelle.
Gerade im Zahlungsverkehr seien Anforderungen wie durchgängige Transparenz, effiziente Datenverarbeitung und die Fähigkeit, regulatorische Vorgaben rasch umzusetzen, zentral. Mit reinem „Konvertieren“ blieben Banken in alten Strukturen gefangen und könnten die Vorteile des neuen Nachrichtenstandards kaum ausschöpfen. Steffen Grenzheuser, Senior Consultant Payments bei DPS, und Udo Browarczik, Payments Advisor, machen deutlich, dass ein vollständiger Ersatz der Legacy-Systeme weder realistisch noch kurzfristig umsetzbar ist. Gleichwohl gebe es Möglichkeiten, die bestehenden Kernsysteme gezielt weiterzuentwickeln.
ISO 20022 könne dabei als Katalysator wirken: Durch das Öffnen von Schnittstellen und die Anbindung moderner Anwendungen ließen sich bewährte Backends stabil halten und gleichzeitig um neue Funktionalitäten erweitern. Banken sollten die Migration daher nicht als reine Pflichtübung sehen, sondern als strategische Chance, die IT-Landschaft langfristig zukunftsfähig auszurichten und Innovationen im Zahlungsverkehr voranzutreiben.