2025 war kein Jahr radikal neuer Narrative rund um Legacy IT, sondern eines der Bestätigung und Einordnung. Viele der im „Legacy IT Center“ veröffentlichten Beiträge haben bekannte Befunde nicht infrage gestellt, sondern sie weiter präzisiert und in einen veränderten fachlichen und technologischen Kontext gestellt.
So wurde im Laufe des Jahres erneut und besonders deutlich unterstrichen, dass Legacy-Systeme weiterhin das operative Rückgrat von Banken und Versicherungen bilden. Diese Erkenntnis ist nicht neu, wurde 2025 jedoch durch zahlreiche Praxisberichte, Studien und Fachbeiträge weiter untermauert. Mainframes, gewachsene Kernbankensysteme und historisch entwickelte Architekturen erwiesen sich einmal mehr als stabil, leistungsfähig und für den laufenden Betrieb unverzichtbar – gerade unter steigenden regulatorischen, fachlichen und zeitlichen Anforderungen.
Radikale Ablöse-Strategien ad acta gelegt
Auch bei der Legacy-Modernisierung zeichnete sich weniger ein neuer Trend als vielmehr eine klare Bestätigung bestehender Entwicklungen ab. Radikale Ablöse-Strategien spielten in den von uns zusammengefassten Beiträgen kaum noch eine Rolle. Stattdessen wurde der pragmatische Ansatz weiter gestärkt: schrittweise Modernisierung, funktionale Entkopplung, API-Strategien und das bewusste Nebeneinander von Legacy, Cloud und neuen Plattformen. Mehrere Autoren machten deutlich, dass groß angelegte „Big-Bang“-Migrationen zunehmend als riskant und realitätsfern eingeschätzt werden.
Deutlich an Gewicht gewonnen hat 2025 jedoch die Verknüpfung von Legacy IT mit Zukunftsthemen. Besonders im Kontext von Instant Payments, ISO 20022, Betrugsbekämpfung und neuen regulatorischen Vorgaben zeigte sich, dass bestehende Kernsysteme eine zentrale Rolle für Performance, Verfügbarkeit und Datenqualität spielen. In vielen Beiträgen wurde herausgearbeitet, dass Innovation im Frontend ohne ein belastbares Backend an klare Grenzen stößt.
Zwischen KI-Vision und Systemrealität
Als neuer, klar erkennbarer Akzent trat in diesem Jahr zudem die Verbindung von Legacy IT und Künstlicher Intelligenz hervor. Eine Vielzahl von Analysen, Kommentaren und Marktbeobachtungen beschäftigte sich mit der Frage, wie KI in gewachsene IT-Landschaften integriert werden kann. Gleichzeitig wurde deutlich, dass viele der öffentlichen Erwartungen und strategischen Zielbilder derzeit noch nicht mit der Realität in den Unternehmen übereinstimmen. Mehrere Beiträge verwiesen darauf, dass Datenqualität, Systemintegration und Governance häufig größere Hürden darstellen als die KI-Modelle selbst – und dass gerade Legacy-Systeme hierbei sowohl limitierender Faktor als auch unverzichtbare Grundlage sein können.
Verstärkt in den Fokus rückten 2025 außerdem Menschen und Organisationen. Der demografische Wandel in IT-Abteilungen, der drohende Verlust von Erfahrungswissen und die Zusammenarbeit zwischen etablierten Experten und neuen Technologieprofilen wurden zunehmend als strategische Themen beschrieben. Legacy-Transformation wurde dabei weniger als technisches Projekt, sondern als langfristige Organisationsaufgabe verstanden, bei der Wissenstransfer, Qualifizierung und kulturelle Brücken eine entscheidende Rolle spielen.
In der Gesamtschau lässt sich festhalten: 2025 hat Legacy IT nicht neu definiert, aber ihren Stellenwert weiter geschärft. Sie bleibt Fundament, wird enger mit Zukunftsthemen verknüpft und rückt zunehmend in den Mittelpunkt strategischer Diskussionen – nicht als Bremsklotz, sondern als Stabilitäts- und Ermöglichungsfaktor im Finanzsektor. (td)


