Warum sich Banken beim Einsatz neuer Technologien und insbesondere Künstlicher Intelligenz so schwer tun, ist eine Frage, die in einem Forbes-Gastbeitrag von Ran Nahmias, CBO des Cloud-Security-Anbieters Tamnoon, aufgeworfen wird.
Er beschreibt, dass FinTechs zwar mit innovativen Modellen in Nischen wie B2B-Infrastruktur oder Krypto vorankommen, das digitale Kundenerlebnis bei vielen etablierten Instituten jedoch weiterhin stark von veralteten Prozessen geprägt sei. Kontoeröffnungen, Überweisungen oder Kreditanträge erinnerten nach wie vor an Abläufe aus den frühen 2010er-Jahren.
Nahmias verweist auf eine McKinsey-Studie aus 2024, laut der fast die Hälfte der Finanzunternehmen weniger als fünf Prozent ihrer Digitalbudgets für generative oder analytische KI ausgibt. Weniger als ein Prozent investiere mehr als 20 Prozent – womit die Branche im Vergleich zu anderen Industrien klar zurückfalle. Als offizielle Begründung würden häufig Sicherheitsbedenken genannt, doch gleichzeitig werde auch die Einführung neuer Technologien zur Verbesserung der Sicherheit von den Banken selbst verzögert. Dies wertet der Autor als Ausdruck einer tief verwurzelten Risikoaversion.
Erschwerend komme hinzu, dass Banken anders als etwa die Hotellerie nicht leicht durch Start-ups verdrängt werden könnten. Disruption könne hier eher über Kooperationen mit spezialisierten Drittanbietern erfolgen. Erste Beispiele wie KI-gestützte Assistenten bei BNY Mellon zeigten, dass Bewegung möglich sei – bislang aber die Ausnahme bleibe.
Zudem stellt Nahmias die These auf, dass Banken sich auf eine gewisse Kundenresignation verlassen. Viele Verbraucher nähmen schlechte digitale Erfahrungen schlicht hin, ähnlich wie bei Telekommunikationsanbietern. Doch der kulturelle Wandel sei bereits spürbar: Wenn Kreditkartenunternehmen demonstrativ KI einsetzen, um Kundenerlebnisse zu verbessern, steige auch der Druck auf Banken, ihre Legacy-Infrastrukturen konsequent zu modernisieren.