Mit „Digital Asset Haven“ hat IBM eine neue Plattform angekündigt, die Finanzinstitute, Behörden und regulierte Unternehmen beim sicheren Management digitaler Vermögenswerte unterstützen soll. Wie IBM in seinem Newsroom mitteilt, bietet die Lösung Funktionen zur Verwahrung („custody“), Transaktionsabwicklung und Compliance-Überwachung über mehr als 40 öffentliche und private Blockchains hinweg.
Laut IBM soll die Plattform Governance- und Berechtigungskontrollen in einem einheitlichen Rahmen zusammenführen und über Workflows für Mehrparteien-Freigaben verfügen. Ergänzend sind Dienste für Know-Your-Customer-, Anti-Money-Laundering- und Ertragsmanagementprozesse integriert. Besonderes Augenmerk legt IBM auf Sicherheit: „Digital Asset Haven“ nutzt unter anderem Multi-Party-Computation-Techniken, Hardware Security Modules (HSM) wie die Crypto Express 8S-Karte auf IBM Z und LinuxONE sowie ein Orchestrierungsmodul für Offline-Signaturen im Cold Storage.
Für die erste Auslieferung ist eine SaaS-Variante geplant, die laut IBM im vierten Quartal 2025 verfügbar sein soll. Eine On-Premises-Version ist für das zweite Quartal 2026 vorgesehen. Partner des Projekts ist der Wallet-Infrastruktur-Anbieter Dfns, der nach eigenen Angaben bereits über 15 Millionen Wallets für mehr als 250 Kunden verwaltet.
IBM positioniert sich damit klar im entstehenden Marktumfeld regulierter digitaler Assets. Für Banken und Versicherungen, die derzeit über die Tokenisierung von Vermögenswerten und künftige digitale Zahlverfahren nachdenken, ist die Ankündigung ein Signal, dass auch etablierte Anbieter ihre Infrastrukturen für diese neue Klasse von Finanzinstrumenten erweitern. Nach Einschätzung von Uwe Graf, Lead Modernization Architect bei EasiRun Europa und IBM Champion, bringt das Unternehmen mit Digital Asset Haven „die Brücke zwischen traditioneller Finanz-IT und der Welt digitaler Assets auf ein neues Niveau“. Gerade für regulierte Unternehmen zeige sich hier, so Graf, wie Mainframe-Technologie und Blockchain zusammenpassen: Sicherheit, Compliance und Performance blieben zentral, nur die Anwendungsfälle würden moderner. Der Mainframe sei dabei nicht das alte Rückgrat, das man irgendwann ersetzt, sondern die stabile Plattform, auf der sich neue digitale Geschäftsmodelle sicher aufbauen lassen.
Für IT-Verantwortliche ergibt sich daraus eine doppelte Perspektive: Einerseits können bestehende Legacy-Systeme künftig stärker mit Blockchain-basierten Prozessen verzahnt werden, andererseits bleiben Fragen der Integration, regulatorischen Anpassung und Schlüsselverwaltung zu klären. (td)


