Echtzeitreplikation bringt Mainframes näher an die Cloud

Auf der heute zu Ende gehenden AWS re:Invent 2025 in Las Vegas hat der Datenspezialist Precisely neue Funktionen seines Integrationsangebots Precisely Connect vorgestellt.

Das Unternehmen hebt dabei insbesondere die vertiefte Zusammenarbeit mit AWS hervor: Connect werde künftig direkt in den AWS Mainframe Modernization Service integriert, sodass sich Mainframe-Daten nahezu in Echtzeit in die AWS-Cloud replizieren lassen. Damit sollen Unternehmen komplexe Host-Workloads modernisieren können, ohne tief in bestehende Anwendungen einzugreifen oder Ausfallzeiten riskieren zu müssen.

Das Extrahieren, Verschieben und Kopieren von Daten aus klassischen Hostsystemen traditionell mit erheblichem Aufwand verbunden – technisch wie organisatorisch. Durch die enge Verzahnung mit AWS sollen diese Hürden sinken, da Datenströme fortlaufend in Dienste wie S3, EMR, MSK, Redshift und Snowflake on AWS übertragen werden können. Dies ermögliche es, Analyse-, KI- oder Streaming-Anwendungsfälle zu realisieren, ohne den Betrieb der geschäftskritigen Kernsysteme zu gefährden. Zudem verarbeite Precisely Connect eine breite Palette heterogener Mainframe-Daten – darunter VSAM-Dateien, COBOL Copybooks, IMS-Daten, partitionierte und sequenzielle Datensätze sowie Db2-Tabellen – und konvertiere sie automatisiert in cloudkompatible Formate.

Ende März dieses Jahres hatte Precisely die Übernahme des Mainframe-Spezialisten DTS Software bekanntgegeben. Die Akquisition soll das Portfolio im Bereich Mainframe-Optimierung und Storage-Management erweitern und die Rolle des Unternehmens als Anbieter durchgängiger Lösungen für Datenintegrität stärken. DTS gilt als etablierter Anbieter für automatisierte Speicherverwaltung auf IBM-Mainframes und wird auch von Banken, Versicherern und Finanzdienstleistern eingesetzt. Der Schritt zeigt, dass Precisely seine Modernisierungsstrategie breiter aufstellt, um Infrastruktur-Optimierung und Cloud-Integration stärker aus einer Hand anbieten zu können.

Diese Entwicklung erfolgt in einem Markt, in dem auch Anbieter wie IBM, BMC oder Rocket Software Lösungen für Change-Data-Capture und Mainframe-Datenintegration bereitstellen. Die enge technische Verzahnung mit dem AWS Mainframe Modernization Service hebt das aktuelle Angebot jedoch von klassischen Replikationswerkzeugen ab und verweist auf eine wachsende Bewegung hin zu Cloud-nativen Modernisierungsarchitekturen.

Zugleich zeigt sich, dass radikale Ablösestrategien für Mainframes heute nicht mehr marktüblich sind: Viele Unternehmen verfolgen zunehmend hybride Ansätze, bei denen Daten für Analyse-, Streaming- und KI-Anwendungsfälle in die Cloud gespiegelt werden, während zentrale Geschäftslogiken weiterhin stabil auf dem Host laufen. Insgesamt wird deutlich, dass der Wettbewerb darauf abzielt, Mainframe-Daten ohne Eingriffe in bestehende Kernsysteme nutzbar zu machen – und damit Modernisierung eher inkrementell als disruptiv zu gestalten. (td)