In unserem Artikel „COBOL-Besonderheit sorgt für DOGE-Irrtum“ hatten wir erläutert, wie ein fehlender Datentyp für Datumsangaben bei der Programmiersprache COBOL zu Missverständnissen über angebliche 150-jährige Sozialversicherungsbezieher in den USA führte. Aktuelle Berichte von WIRED und Golem beleuchten nun die Risiken der von Elon Musks Department of Government Efficiency (DOGE) geplanten schnellen Migration der Systeme der US-Sozialversicherungsbehörde (SSA) von COBOL auf Java.
Laut WIRED plant DOGE, unter der Leitung von Steve Davis, die über 60 Millionen Zeilen COBOL-Code der SSA innerhalb weniger Monate auf Java umzustellen. Experten warnen, dass eine solch hastige Migration die Integrität des Systems gefährden und die Auszahlung von Leistungen an über 65 Millionen Amerikaner beeinträchtigen könnte. Die Verwendung generativer KI zur Code-Übersetzung und die Notwendigkeit umfangreicher Tests erhöhen die Komplexität des Vorhabens erheblich.
In seinem Beitrag für Golem analysiert der Mainframe-Experte Uwe Graf, dass die SSA-Systeme über Jahrzehnte gewachsen und tief in der Geschäftslogik verankert sind. Eine schnelle Umstellung auf Java scheitere oft an fehlendem Fachwissen, der Komplexität der Altanwendungen und hohen Migrationsrisiken. Bereits jetzt führen Kürzungen durch DOGE zu häufigen Systemausfällen und langen Wartezeiten für die Bürger.
Beide Quellen kommen zu dem Schluss, dass die geplante schnelle Ablösung von COBOL durch Java erhebliche Risiken birgt und ohne sorgfältige Planung und ausreichende Ressourcen kaum erfolgreich sein kann. (td)