Mit dem Joint Venture „COBOL PARK“ reagieren der vietnamesische IT-Dienstleister FPT und das japanische Systemhaus SCSK auf den zunehmenden Modernisierungsdruck in Japans Finanz-IT – auch mit Blick auf das sogenannte „2025 Digital Cliff“.
Wie IT Brief Asia berichtet, haben FPT und SCSK in Japan ein gemeinsames Unternehmen gegründet, das sich auf den Betrieb und die schrittweise Modernisierung von COBOL-basierten Legacy-Systemen konzentrieren soll. Das neue Unternehmen trägt den Namen COBOL PARK und ist bereits operativ aktiv. Die Mehrheitsbeteiligung liegt bei SCSK, während FPT als strategischer Technologiepartner eingebunden ist.
Adressiert werden sollen vor allem Banken und Versicherungen, deren geschäftskritische Anwendungen weiterhin auf Mainframes laufen. Diese Systeme seien zwar stabil und leistungsfähig, stünden jedoch zunehmend unter Druck, da erfahrene COBOL-Spezialisten altersbedingt ausscheiden und Modernisierungsvorhaben komplexer würden.
Reaktion auf das „2025 Digital Cliff“
Das Joint Venture wird ausdrücklich mit dem in Japan diskutierten „2025 Digital Cliff“ verknüpft. Darunter wird – unter anderem nach Einschätzung des japanischen Wirtschaftsministeriums METI – das Risiko verstanden, dass veraltete IT-Landschaften, steigende Wartungskosten und der Mangel an Fachkräften die digitale Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen beeinträchtigen könnten. Besonders Legacy-Systeme auf COBOL-Basis gelten dabei als kritischer Faktor. Hintergrund zum Symbolbild des „Digital Cliff“: 60 % der IT-Systeme in Japan sind bis zum laufenden Jahr 20 Jahre alt geworden. Die „Klippe” steht für den Zeitpunkt, an dem diese Probleme ihren Höhepunkt erreichen und die japanische Wirtschaft „zu Fall zu bringen drohen“.
COBOL PARK soll laut Unternehmensangaben genau an dieser Stelle ansetzen: Ziel sei es, den stabilen Betrieb bestehender Systeme sicherzustellen und parallel Migrations- und Modernisierungsstrategien zu entwickeln. Dabei sollen auch KI-gestützte Werkzeuge zum Einsatz kommen, etwa zur Analyse und Weiterentwicklung bestehender Anwendungen.
Zwei Partner mit klarer Rollenverteilung
SCSK bringt in das Joint Venture vor allem seine tiefe Verankerung im japanischen Markt ein. Das Unternehmen zählt zu den etablierten IT-Dienstleistern des Landes und unterstützt seit Jahrzehnten Finanzinstitute beim Betrieb komplexer Kernsysteme. FPT wiederum stammt aus Vietnam und ist international als Anbieter von Software- und IT-Services aktiv. In Japan ist FPT bereits seit vielen Jahren präsent und positioniert sich dort als Partner für digitale Transformation und moderne Entwicklungsansätze.
In der Kombination sehen die Unternehmen nach eigenen Angaben die Möglichkeit, den Spagat zwischen Business Continuity und technologischer Erneuerung besser zu bewältigen. COBOL PARK soll damit nicht als reines Ablöseprojekt verstanden werden, sondern als Plattform, um Legacy-Systeme kontrolliert weiterzuentwickeln und Risiken aus dem „2025 Digital Cliff“ abzufedern. (td)

FPT-Vorstandsvorsitzender Dr. Truong Gia Binh (links) und SCSK-Vertreter, Geschäftsführer und Präsident Takaaki Toma bei der Eröffnungsfeier des Joint Ventures COBOL PARK (Bildquelle: FPT Software)


