Altsysteme bremsen britische Verwaltung

Das britische Fachmagazin „The Register“ berichtet, dass ein erheblicher Teil der zentralen IT-Systeme im öffentlichen Sektor des Vereinigten Königreichs weiterhin auf COBOL basiert und damit als Legacy gilt.

Laut dem aktuellen State of Digital Government Report seien rund 28 Prozent aller Systeme als veraltet eingestuft, in einzelnen Bereichen sogar bis zu 70 Prozent. Öffentliche Institutionen wie die britische Steuer- und Zollbehörde HMRC zahlten nach wie vor hohe Summen an externe Dienstleister, um die veraltete Technik am Laufen zu halten. Als Beispiel wird der Horizon-Skandal beim Post Office genannt, bei dem ein fehlerhaftes System zu schwerwiegenden Folgen für zahlreiche Beschäftigte führte. Dieses System ist nach wie vor in Betrieb und sollte eigentlich bis 2025 ersetzt werden. Eine Ausschreibung aus dem Mai diesen Jahres besagt jedoch, dass es nun bis 2033 weiterlaufen könnte.

Fachleute wie Heather Cover-Kus von techUK warnen, dass Legacy-Systeme nicht nur im privaten, sondern vor allem im öffentlichen Sektor ein erhebliches Risiko darstellen, da Fehler und Untätigkeit extrem kostspielig seien. Der Analyst Gavin Freeguard betont, dass die Fokussierung auf moderne Themen wie KI die grundlegenden Probleme nicht löse, sondern allenfalls überdecke. Ursachen für die Misere sehen Experten in jahrzehntelangem Outsourcing, komplexen Vertragsstrukturen und einem massiven Verlust an internem Know-how.

Reformversuche gibt es zwar: Mit der Gründung des Central Digital and Data Office, einem Modernisierungsfahrplan und einem neuen Bewertungsrahmen für Alt-Systeme wurden erste Schritte eingeleitet. Dennoch stieg die Zahl der als „rot“ bewerteten Systeme zuletzt sogar an. Auch die Cloud-Strategie habe bislang nur begrenzte Wirkung entfaltet und führe laut National Audit Office eher zu Vendor-Lock-in als zu mehr Flexibilität.

Mit dem im Jahr 2025 vorgestellten „Blueprint for Modern Digital Government“ setzt die Regierung nun auf eine Neuausrichtung. Dazu zählen eine bessere Verzahnung der Services, die Nutzung von KI im öffentlichen Interesse, der Ausbau digitaler Infrastrukturen sowie reformierte Finanzierungsmodelle mit kleineren, iterativen Projekten. Ob diese Maßnahmen tatsächlich einen nachhaltigen Wandel einleiten, bleibt laut „The Register“ jedoch offen.