100 Tage bis zum MT-Aus: Mainframe-Strategien für ISO 20022

Im internationalen Zahlungsverkehr bei SWIFT laufen seit Jahren zwei Formate parallel: das ältere MT-Format (Message Type), das noch aus der 1970er-Zeit stammt, und das moderne ISO 20022-Format, auch MX genannt. Diese Übergangszeit wird „Koexistenzphase“ genannt – sie erlaubt Banken, weiterhin MT-Nachrichten zu senden und zu empfangen, während sie technisch auf MX umstellen.

Am 22. November 2025 soll diese Phase im Rahmen von SWIFT CBPR+ enden. Ab dann werden zentrale Nachrichtentypen wie MT103 (Einzelüberweisungen) und MT202 (Bank-zu-Bank-Transfers) nicht mehr akzeptiert. Payment-Experte Udo Browarczik warnt in einem Beitrag auf dem DPS-Blog, dass zwar nicht alles sofort abgeschaltet werde, SWIFT aber verbleibende MT-Nachrichten nur noch über kostenpflichtige Übersetzungsdienste oder Notfallprozesse abwickeln werde – und das sei weder günstig noch zukunftsfähig.

Schon in einem Interview mit dem „Legacy IT Center“ betonte er, dass solche Konverterlösungen nur kurzfristig helfen. Sie verhinderten, dass Banken die Vorteile von ISO 20022 – strukturierte Daten, effizientere Prozesse, bessere Compliance – wirklich ausschöpfen.

Das größte Hindernis: viele Institute arbeiten noch mit Jahrzehnte alten Kernsystemen auf Mainframes. Browarczik empfiehlt deshalb, diese Schritt für Schritt ISO-fähig zu machen – durch Analyse, Dokumentation, Schnittstellenmodernisierung und Einführung von APIs oder Microservices. Parallel müsse das tief verankerte Fachwissen der „Legacy-Experten“ gesichert und an jüngere Kollegen weitergegeben werden.

Sein Fazit: ISO 20022 ist mehr als eine Pflichtübung – es ist die Grundlage für einen zukunftsfähigen Zahlungsverkehr. Wer den Umstieg weiter hinauszögert, riskiert steigende Kosten und verpasst Chancen für Innovation.